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Die ungeheimen Entferner-Protokolle, Teil VI.

Die Festplattenabgabe ist kein Gewinn für entferner

Die Regierung marschiert auf die Festplattenabgabe zu. Deren Einnahmen sollen in die Kulturindustrie fließen. Man behauptet, das täte entferner gut. Das ist leider falsch.

Oje, oje. Bei dem Thema nicht zwischen die Fronten zugeraten ist schwierig. Die Netzfreiheits-AktivistInnen hier, die Kunstindustrie da – da können die Wogen schon mal hoch gehen.

Prinzipiell finden wir es schon sehr charmant, dass die Politik an uns KünstlerInnen, UrheberInnen, RadaumacherInnen denkt. Weil ehrlich, wir sind schon arme Schweine (obwohl wir uns gar nicht so fühlen, weil wir ja gern Musik und Geräusche machen, aber das ist irgendwie was anderes.) Wir beleben das regionale Club- und Lokalwesen, mieten Bandproberäume und Tonstudios, kaufen uns die neue Ibanez, etc. Wir sind ein kleiner, aber feiner und für die Betroffenen unersetzlicher Wirtschaftsfaktor. Entferner war zumindest schon für den Umsatz des einen oder anderen zusätzlichen Biers verantwortlich (und das nicht nur wegen des Band-internen Konsums). Die meisten von uns investieren mehr als dabei herausschaut – aber wie gesagt, wir tun es gerne.

Der Reihe nach.

Erstens: ja, es ist völlig notwendig, österreichische KünstlerInnen zu unterstützen. Das kann (weniger nachhaltig, aber oft notwendig) über Sozialleistungen erfolgen. Oder über Förderungen wie jene durch den Musikfonds. Oder über strukturelle Förderungen wie Österreich-Quoten auf Radiosendern, die den österreichischen KünstlerInnen endlich mehr Aufmerksamkeit und Einnahmen über die Verwerter einbrächten. (ACHTUNG: KONJUNKTIV)

Zweitens: ja, das muss irgendwie finanziert werden. Da gab es bislang etwa die Leerkassettenabgabe. Wenn jemand ein leeres Tonband (soooo Eighties…) gekauft und sich dann eine Privatkopie oftmals direkt aus dem Radio überspielt hat, hat man dafür einen Aufpreis bezahlt, der an die akm gegangen ist. Bei der Verwertungsgesellschaft ist ein nicht unerheblicher Teil hängengeblieben. Der Großteil des Rests wurde marktkonform an Metallica verteilt. Ein bescheidener Teil der Einnahmen floss in Sozialleistungen für heimische KünstlerInnen. Als kleine Musiker haben wir durchaus schon akm-Abrechnungen zugesandt bekommen. Wieviel wir jedoch aus der Leerkassettenabgabe bekommen haben, wissen wir nicht. Transparenz ist nicht unbedingt eine systemimmanente Stärke.

Weil niemand mehr die Bandln kauft und sich daher eine Finanzierungslücke auftut, haben Justiz und Politik im Gleichschritt beschlossen, diese Leerkassettenabgabe auf (noch) moderne Speichermedien auszuweiten. Die „Festplattenabgabe“ ist geboren. Die schlagen die Verwerter dem Einzelhandel auf alles, was Daten abspeichern kann auf – völlig unabhängig davon, ob man das Gerät wie etwa ein Handy primär für den Konsum von Kunst verwendet oder nicht. Kann gut sein, dass Desktop-Computer schon bald um 30-40€ teurer werden. Tablets, Digitalkameras, USB-Sticks – dafür sollen wir schon bald deutlich mehr bezahlen.

Lady GaGa wird es künftig sehr freuen, wenn unsere Laptops in Oasch gehen. Sie wird dabei verdienen. Wie sieht es mit unsereins aus? Was ist mit entferner? Die marktgerechte Aufteilung spricht nicht für uns. Gehen wir von 20 Millionen Euro jährlich aus. Da bleibt – nachdem sich akm und Justin Bieber bedient haben – vielleicht ein ganzer Eurid bei uns hängen.

Das führt uns zu drittens, zur Kosten/Nutzen-Rechnung:

Wenn wir uns im Jahr auch nur ein Speichergerät anschaffen, dann ist die Festplattenabgabe ein Verlustgeschäft. Weil uns die Festplattenabgabe urheberrechtlich weniger bringt, als wir durch persönlichen Konsum aufzahlen werden. Entferner wird die Sache unterm Strich Geld kosten.

Wir empfehlen der Politik freilich nichts. So anmaßend sind wir ja nicht. Die Festplattenabgabe bringt uns aber genau Steine. Geschweige denn löst sie das erhebliche strukturelle Defizit der österreichischen Kunstszene. Aber vor allem wollen wir als junge österreichische KünstlerInnen nicht dauernd als Ausrede hinhalten müssen, warum für alle alles noch teurer wird.

Bussis, Euer entferner

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